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Im Interview: AMORELIE

Jennifer Günther ist Brand Partnerships Manager bei AMORELIE, einem der größten Online Sexshops auf dem Markt, und in ihrer Funktion in erster Linie für die Vermarktung und markenübergreifende Kooperationen des Sextoy-Anbieters verantwortlich. Zudem ist sie Co-Host des Podcasts „Ich habe noch nie“ der Marke AMORELIE. Seit 2014 ist AMORELIE Partner bei den ‚Markenkupplern‘ und profitiert von dem großen Netzwerk und branchenübergreifenden Kontakten der Agentur zu den Marketingentscheidern in den unterschiedlichsten Branchen.

Warum ist es gerade für eine Marke wie AMORELIE so wichtig, Kooperationen mit anderen Brands einzugehen?

Wir dürfen für oder mit unseren Produkten nur schwer online werben. Die Suchmaschinen filtern vieles heraus, was sich mit dem Thema Sex und Sextoys befasst. Uns ist auch nur schwer möglich, Anzeigen zu schalten oder ähnliches, weil diese oft von Google oder Meta abgelehnt werden. Häufig werden schon verschiedene Worte und Begriffe aus dem Sex- und Erotikbereich geblockt bzw. verboten. Dadurch haben wir ein gesteigertes Interesse an guten Markenkooperationen, um unsere Messages verbreiten zu können. Es geht nicht nur um Sextoys, sondern auch um Aufklärung, darum, die Lust auf den eigenen Körper zu stärken, welche erogenen Zonen es gibt und vieles mehr.

Spüren Sie mehr Berührungsängste bei Kooperationen, wenn es um den Sextoy-Hersteller AMORELIE geht?

Schon der Austausch über Sex, Erotik und Sextoys ist meist sehr schambehaftet. Viele potenzielle Partner sind oft zurückhaltend. Sie gehen vorsichtig an eine Zusammenarbeit heran, um die eigenen Kund:innen nicht zu verschrecken, was durchaus nachvollziehbar ist. So ist beispielsweise die Themenfindung, wie man zusammen kommt, oft ein längerer Prozess, bis man einen passenden Weg findet. Das kann teils über den Aufklärungsansatz funktionieren oder auch mal über eine lustige, augenzwinkernde Herangehensweise kommuniziert werden.

Wie würden Sie die Stärken von AMORELIE umschreiben? Was kann die Marke, wofür steht sie, was kennzeichnet sie im Gegensatz zu anderen Marken?

Wir können Tabus brechen. Zu unserer DNA gehört, dass wir die Sachen beim Namen nennen, egal ob es um Genitalien, Sexpraktiken oder Stellungen geht. Wir möchten, dass die Leute herausfinden, was sie wirklich wollen und wie sie ihre Sexualität ausleben können. Und dafür muss man die Sachen klar benennen und zeigen. Wir schrecken nicht davor zurück, uns zu positionieren und hoffen, damit auch andere zu inspirieren, sich zu öffnen und Sachen offen anzusprechen.

Was waren die größten Herausforderungen bei den bislang durchgeführten Markenkooperationen, die AMORELIE auf den Weg gebracht hat? 

Es ist vor allem die Suche nach Brands, bei denen man die Leidenschaft spürt, dass beide Seiten etwas umsetzen möchten und man dafür auch manche Hürde nimmt und Bedenken zur Seite schiebt. Ich erlebe es immer wieder, dass Gespräche und Ideen mit einer anderen Marke schon sehr weit fortgeschritten sind, der potenzielle Partner dann aber doch plötzlich zurückrudert und kalte Füße bekommt, eine Kooperation gemeinsam mit AMORELIE umzusetzen.

Bringt man dann doch ein gemeinsames Produkt auf den Markt, sind die Marketingaktivitäten oft etwas zurückhaltender. Für uns besteht die Herausforderung darin, den Partner davon zu überzeugen, dass man über Themen wie Sex, Lust und Erotik sprechen kann, ohne rot zu werden. Dafür sind oft sehr lange und genaue Absprachen nötig. Auch bei möglichen Video- oder Contentproduktionen hat sich gezeigt, dass eine exakte Aufgabenverteilung die Basis ist für eine erfolgreiche Kooperation. Es lohnt sich, diesen zeitlich aufwendigen Weg zu gehen, um eine wirklich überzeugende Kooperation zu launchen.    

Es sind also viele Absprachen nötig?

Ja absolut, das habe ich anfangs auch unterschätzt. Man möchte zwar gerne kurzfristig auf Trends aufspringen, aber für uns hat sich gezeigt, dass es sinnvoller ist, sich die notwendige Zeit zur Abstimmung zu nehmen – es wird für beide Seiten dann eine erfolgreichere Kampagne.

Und was gibt es noch für Voraussetzungen, damit es für beide Partner eine erfolgreiche Markenkooperation wird?

Es ist hilfreich, das Erwartungsmanagement abzustimmen: Von Anfang an genau abzustecken, was man von der Gegenseite erwartet, was die Ziele sind und was man mit der Kooperation erreichen möchte. Soll der Verkauf angekurbelt werden – was ich persönlich oft schwierig finde – oder möchte man über ein gewisses Thema sprechen? Aber auch was die jeweilige Marke einbringt, zum Beispiel Assets wie Videos: Wer produziert sie, über welche Kanäle wird kommuniziert, wer ist verantwortlich für die Umsetzung – alle diese Dinge müssen genau festgelegt werden und in einem detaillierten Kampagnenplan aufgelistet sein.

Welches war für Sie die bislang erfolgreichste Kooperation von AMORELIE, bei welcher hat es richtig gut gematcht?

Das war unsere Kampagne in diesem Sommer mit dem Gin Hersteller ‚Siegfried‘. Siegfried produziert Gin mit vollem, halben oder gar keinem Alkoholgehalt. Für unsere Kooperation hat die Brand einen Limited Edition Gin aufgelegt – 69 Ginflaschen mit Lederkorsett wurden gemeinsam mit einem Toy von AMORELIE verlost. Das Gewinnspiel wurde auf all unseren Online- und Social Media Kanälen beworben, ebenso bei Siegfried. Zudem gab es einen Spot im Sommerkino. Die Resonanz war riesig, größer, als wir erwartet hatten. Das lag aber auch an Siegfried, die Zusammenarbeit lief super und Siegfried hat tollen Content produziert. Die Leute konnten sich in einem Zeitfenster von 14 Tagen anmelden, um an der Verlosung der SIEGFRIED x AMORELIE Limited Edition teilzunehmen. Wir hatten nachher über 5000 Bewerber:innen – damit hat niemand bei uns gerechnet.

Was können die Markenkuppler für eine Brand wie AMORELIE leisten? 

Die Agentur hilft uns dabei, dass wir Kontakt zu Marken bekommen, die AMORELIE nicht sofort auf dem Schirm haben, vielleicht aufgrund von Berührungsängsten mit dem Thema. Durch die persönliche und direkte Ansprache seitens der Markenkuppler werden uns da einige Türen für neue Gespräche geöffnet – gerade zu Brands, die nicht in unserer Branche angesiedelt sind. Dank des Teams der Markenkuppler sind wir aktuell mit zwei Brands im Austausch und haben erste Gespräche geführt. Ich bin bei beiden Marken recht zuversichtlich und glaube, dass etwas Spannendes entstehen kann – allerdings erst fürs Jahr 2024. Die Events wie das ‚Speedkuppeln‘ schaffen zudem einen Rahmen und eine recht lockere Atmosphäre, in der man gut zusammen brainstormen kann. Das ist enorm wichtig für neue Markenkooperationen.

Mit welcher Marke würden Sie sich eine Kooperation wünschen?

Es wäre spannend, so weit wie möglich von unserer Branche wegzugehen und vielleicht mal etwas mit einer Bank oder Versicherung umzusetzen. Es hat einen gewissen Reiz zu zeigen, in welcher kreativen Form man Sextoys auch zusammen mit einer eher klassischen, eloquenten Branche kommunizieren kann, in der man AMORELIE überhaupt nicht erwartet und somit überraschen kann.

Erleichtert die Genderdiskussion und Queer-Bewegung die Akzeptanz von Sextoys?

Die Menschen sind viel aufgeklärter als früher, beziehungsweise als viele andere, weil sie sich mehr mit ihrer Sexualität und ihren sexuellen Neigungen auseinandersetzen. Dadurch werden die Berührungsängste geringer, aber einen direkten Einfluss können wir nicht feststellen.

Liebe Jenni, wir freuen uns, dass ihr so eng an unserer Seite seid!

Sie haben mehr Lust auf Kooperationen bekommen? Dann decken Sie mit uns Ihre unentdeckten Potenziale auf. Wir finden gemeinsam mit Ihnen Ihr perfektes Match!

Redaktion Tobias Hatje